Zu meiner Ernennung zum Zen-Meister
bekam ich von Bernie Glassman das folgende Gedicht,
das mich ermunterte meine Sangha „Raben-Sangha“ zu nennen.
At the foot of the big mountain a beautiful raven appeared.
Soaring to the peaks of the mountain he hid among the clouds.
Now he appears at all his majesty,
The inhabitants of the valley are overwhelmed.
Der Rabe weckt in uns oft düstere Assoziationen. Doch wer genauer hinsieht, entdeckt ein geselliges und ausgesprochen flexibles Tier. Raben gelten als die intelligentesten unter den Vögeln. Sie haben ein komplexes Sozialverhalten und können sogar die Beziehungen anderer Raben zueinander einschätzen und das nicht nur im Sozialgeflecht ihrer eigenen Gruppe. Sie interessieren sich auch für andere Gruppen.
Als Symbol steht der Rabe für Hellsichtigkeit, Weiblichkeit und Weisheit – aber auch für unsere Schatten. Er ist ein Vogel der Geburt und des Todes, der Mystik und der Magie.
Dazu Robert Aitken: in „Zenmeister Rabe“:
Stachelschwein fragte Meister Rabe: „Ist Vertrauen in den Lehrer wichtig für die Praxis?“
„Unerlässlich“, sagte Meister Rabe.
„Kann das nicht zu Problemen führen?“, fuhr Stachelschwein fort.
„Unablässig“, sagte Meister Rabe.
In einem persönlichen Gespräch sagte Moorhenne:
„Ich bin mir gar nicht so sicher, ob ich mich wirklich auf meine Praxis einlasse.“
„Denk nicht so viel darüber nach ob du dich einlässt oder nicht“, entgegnete Meister Rabe.
„Wenn ich ehrlich bin“, fuhr Moorhenne fort,
„habe ich nicht die leiseste Ahnung davon, was Praxis eigentlich ist.“
„Ich auch nicht“, entgegnete Meister Rabe, „aber bist du nicht neugierig?“
„Fasziniert“, antwortete Moorhenne.
„Na also!“, bemerkte Meister Rabe.
Befinde ich mich auf dem rechten Pfad?“ fragte Schwarzbär.
„Selbstverständlich“, antwortete Meister Rabe, „Vielfraß befindet sich ebenfalls auf dem rechten Pfad.“
„Vielfraß?“, erwiderte Schwarzbär erstaunt, „der scheint mir die Richtung verloren zu haben.“
„Das ist sein Pfad“, entgegnete Meister Rabe.